Zeitsprünge

8 9 ZEITSPRÜNGE BÜREN ZEITSPRÜNGE BÜREN Hier bestattete eine kleinere Gemeinschaft über mehrere Generationen ihre Toten, deren Knochen sich imKalkboden gut erhalten haben. Anhand der Knochen kann die Mindestanzahl der Bestatteten, ihr Sterbealter, ihr Geschlecht, ihre Körpergröße und ihre Krankheiten ermittelt werden. Moderne naturwissenschaftliche Analysen am Erbgut und an Spurenelementen bieten weitere Möglich- keiten, etwa Erkenntnisse zur Herkunft, zu den verwandtschaftlichen Verhältnissen und zur Be- völkerungsstruktur der hier bestatteten Menschen zu gewinnen. Die Grabhügelfelder der Viehhirten Auch für die nachfolgenden Jahrtausende bis über die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. hinaus konnten die Archäologen bisher nirgendwo im Stadtgebiet von Büren Überreste von Siedlungen nachweisen. Statt in Gemeinschaftsgräbern be- statteten die Menschen ihre Toten seit dem Ende der Jungsteinzeit in Einzelgräbern unter Hügeln. Im Laufe von bis zu 2.000 Jahren entstanden daher große Grabhügelfelder auf den Hochlagen über den Flusstälern. InWaldgebieten, indenen sie nicht durch spätere regelmäßige Überpflügung einge- ebnet wurden, zeichnen sich diese Hügel teilweise heute noch deutlich im Gelände ab. In flächen- deckende Laserscans lassen sie sich heute zum Beispiel südlich von Steinhausen leicht erkennen. In den ersten drei Jahrhunderten vor Christi Geburt entstanden in Ostwestfalen dann wieder viele Siedlungen. Meist lebten die Menschen in ver- streut liegenden einzelnen Gehöften oder in einer Ansammlung weniger Höfe. Diese wurden häufig schon nach ein bis drei Generationen wieder auf- gegeben und wenige Hundert Meter entfernt neu errichtet. Dabei nutzten die Menschen teilweise bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. dieselben Ackerflä- chen. Möglich wurde diese intensive Neubesied- lung und jahrhundertelange Ackernutzung vermut- lich durch neue nachhaltigere Anbautechnikenwie Fruchtwechsel und durch technische Neuerungen bei den landwirtschaftlichen Geräten, die nun aus Eisen waren. Die Anregungen hierfür kamen in den letzten Jahrhunderten v. Chr. wie die Technologie der Eisengewinnung und –verarbeitung aus den südlich angrenzenden Regionen der keltischen Zivilisation. Die bisher einzige Siedlungsfläche aus diesem Zeithorizont liegt ganz im Osten des Bürener Stadtgebietes, östlich von Wewelsburg. Dort legte Wilhelm Jordan 1937 und 1966 den Grundriss eines nordwest-südost ausgerichteten Pfostenhauses aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. frei. 2 Deutlich sind auf dem Grabungsfoto die dunklen Verfärbungen der ehemaligen Pfosten- Bereits die Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit nutzten nach der letzten Eiszeit die Hochflächen bei Büren. Großsteingrab Wewelsburg (Abb. 3): Mit dem Stuckateureisen werden die gut erhaltenen 5.000 Jahre alten, menschlichen Knochen freigelegt. standspuren zu erkennen. Das 17,5 m lange und gut 6 m breite Haus war in eine Diele in der Mitte und je einen großen Raum westlich und östlich davon aufgeteilt. Beide Räume waren durch eine Feuerstelle beheizbar, auf der auch gekocht wurde. Funde verzierter Keramik, eine Gewandnadel und Spinnwirtel illustrieren den Alltag der Siedler im 1. Jahrhundert n. Chr. Eine römische Silbermünze des Gajus und Lucius Caesar bekräftigt diese Datierung in die ersten Jahrzehnte n. Chr. und sämtliche weitere Funde lassen sich gut in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. einordnen. Sie zeigen, dass der ausgegrabene Hof nicht mehr als zwei Generationen lang an derselben Stelle be- stand. Dies entspricht dem bekannten Siedlungs- bild dieser Zeit. Die Landerschließung seit der Zeit Karls des Großen Die frühmittelalterliche bis frühneuzeitliche Siedlungslandschaft auf dem Bürener Stadt- gebiet folgt fast ausschließlich den Flusstälern von Alme und Afte. Die Erschließung neuer Siedlungsgebiete, ausgehend von den Altsiedel- landschaften im östlichen Hellwegbereich etwa zwischen Salzkotten und Paderborn, begann im 8. Jahrhundert n. Chr., teilweise noch bevor Karl der Große die Region in sein Reich eingliederte. Östlich von Wewelsburg (Abb. 8): Die Tonscherben von der Grabungsstelle des Jahres 1937 sind – wie für das 1. Jh. n. Chr. typisch – mit Ritzlinien und flächigen Kerben verziert. Östlich von Wewelsburg (Abb. 7) : Der Plan zeigt die Wandgräbchen und Pfostenlöcher des Hauses aus dem 1. Jh. n. Chr. Im rechten Hausteil ist mittig die quadratische Feuerstelle erkennbar. Steinhausen (Abb. 5): Auf dem Laserscan sind die im Wald bei Steinhausen versteckt liegenden Grabhügel deutlich als runde buckelartige Strukturen zu erkennen. Schattenhusen (Abb. 6): Bei dem in den Fels gehauenen Grubenhaus aus dem späten 8. Jh. n. Chr. ist rechts der Treppenzugang zu erkennen. Links daneben liegt ein weiteres Grubenhaus aus der Frühphase der Siedlung. Östlich von Wewelsburg (Abb. 4): Auf dem Foto der Grabung von 1937 sind eine Pfostenreihe und ein langes Wandgräbchen als dunkle Verfärbung im Boden zu erkennen. Für die Dokumentation hatte man sie in der Fläche mit Messnägeln markiert.

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