22. Apr 2025
Wachsen lassen statt kurzhalten – Mähfreier Mai
Im vergangenen Frühling habe ich etwas ausprobiert: Ich habe im Mai einfach nicht gemäht. Kein samstägliches Brummen des Rasenmähers, kein perfekter Rasenteppich – dafür aber etwas ganz Anderes. Etwas Lebendigeres. Etwas, das mich berührt hat.
Schon nach einigen Tagen sprossen Gänseblümchen, Löwenzahn, Wiesenschaumkraut und eine Handvoll Pflanzen, die ich hier nicht erwartet hätte, aus dem Boden. Und mit ihnen kamen die Insekten. Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge – ein Gewusel und Gesumme, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen (und gehört) hatte. Mein Garten lebte. Und ich merkte: Manchmal ist es das Weniger-Tun, das den größten Unterschied macht.
Der „Mähfreie Mai“ ist genau das: ein einfacher, stiller Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt. Und gleichzeitig ein Statement – gegen den Trend zum ordentlichen, perfekten Garten und für mehr Wildnis, mehr Mut zur Natürlichkeit. In Zeiten von Klimawandel, Artensterben und ausgeräumten Landschaften brauchen wir genau das: Menschen, die ihre Grünflächen wieder lebendig werden lassen.
Denn Rasenflächen gibt es in Deutschland genug. In privaten Gärten, vor Schulen, Firmen und öffentlichen Gebäuden. Doch viele davon sind grüne Wüsten – kurzgeschoren, pflegeleicht, aber ökologisch fast wertlos. Dabei steckt so viel Potenzial in diesen Flächen! Schon ein kleiner Streifen, der im Mai nicht gemäht wird, kann zur Oase für Wildbienen und Schmetterlinge werden.
Ich weiß: Für viele gehört das Mähen einfach dazu. Es ist Routine, es gehört zum Bild des gepflegten Gartens. Und doch lade ich Sie ein, es einfach mal anders zu machen. Lassen Sie den Mäher im Mai stehen. Vielleicht nur auf einem Teilstück. Vielleicht mit einem kleinen Schild: „Hier wächst Vielfalt“. Vielleicht auch ganz ohne Erklärung – einfach für sich selbst.
Denn Resilienz, also die Fähigkeit, auf Veränderungen zu reagieren und trotzdem stabil zu bleiben, beginnt genau hier. In unserem direkten Umfeld. Wenn wir Natur wieder zulassen, fördern wir nicht nur Artenvielfalt, sondern auch unser eigenes Wohlbefinden. Es fühlt sich gut an, Teil der Lösung zu sein.
Der „Mähfreie Mai“ ist also mehr als eine ökologische Maßnahme. Er ist ein Perspektivwechsel. Ein kleines Abenteuer. Und vielleicht ja auch der Anfang von etwas Größerem.