25. Jul 2024
Über Personalengpässe, fehlende Bildungs- und Erziehungsarbeit und gesamtgesellschaftliche Auswirkungen
Krisengespräch im Bürgersaal – dazu kamen die Leitungen der städtischen Kitas und Bürgermeister Burkhard Schwuchow sowie Mitarbeitende der Stadtverwaltung bereits im Frühjahr zusammen (s. PM, Stadt Büren: „Satt und sauber reicht nicht“). Im Fokus des Gesprächs stand das Kinderbildungsgesetzt (KiBiz), das Rahmenbedingungen schafft, die zwar elternorientiert, für die Kitas und ihre Mitarbeitenden jedoch kaum umsetzbar sind.
Nun fand ein weiteres Treffen statt, bei dem der Kreis der Diskutierenden durch Vertreter der heimischen Wirtschaft erweitert wurde, um Themen wie unterbesetzte Gruppen, überlastetes Personal und fehlende Bildungs- und Erziehungsarbeit zu diskutieren. Die zentrale Frage dabei: Was können wir gemeinschaftlich dafür tun, um der Landesregierung die derzeitige Situation zu spiegeln? Denn betroffen sind nicht nur Träger, Mitarbeitende und Eltern, sondern auch die Unternehmen, die auf ihre Arbeitskräfte angewiesen sind.
„Nachdem einige Versuche, an die Landesregierung heranzutreten, bereits gescheitert sind, kamen unsere Kita-Leitungen auf die Idee, das Gespräch mit der heimischen Wirtschaft zu suchen“, eröffnet Bürgermeister Schwuchow die Runde. Die nicht gesicherte Betreuung könne auch für Unternehmen problematisch werden, denke man an Personalausfälle und deren Unvorhersehbarkeit, wenn beispielsweise eine Kita die Notbetreuung verhänge. „Genauso froh, wie wir über unsere sieben städtischen Kitas, die acht kirchlichen Einrichtungen, die zwei Einrichtungen freier Träger sowie über die Kindertagespflege sind, sind wir auch stolz auf die Unternehmen am Standort Büren und auf die Arbeitsplätze, die sie schaffen. Genau an diesem Punkt möchten wir ansetzen und nach Synergien zwischen Kita und Wirtschaft suchen“, so Schwuchow weiter.
So waren Ben Steinbrecher von der Bürener Maschinenfabrik, André Hirsch von Argus Additive Plastics und Friedel Biermann vom Unternehmen Friedrich Biermann Logistik und Spedition vor Ort. Mit insgesamt rund 1.000 Mitarbeitenden wissen die Unternehmer um die Situation innerhalb der Kitas. „Wenn Kinder nicht mehr betreut werden können, hat das definitiv auch Auswirkungen auf uns und unsere Arbeit. Bisher konnten wir die Personalausfälle stemmen, doch die Situation wird ja nicht besser, ganz im Gegenteil“, sind sich die Unternehmer einig.
„Es muss aufgezeigt werden, dass es sich hier um ein globales Thema handelt, das gesamtgesellschaftlich betrachtet werden muss“, pflichten auch die Kita-Leitungen bei. Das Ziel aller, ob seitens der Kitas und ihrer Träger, seitens der Familien, der Wirtschaft und allgemein aus Arbeitnehmer- sowie Arbeitgebersicht müsse einerseits ein sicheres und verlässliches System sein, das Rahmenbedingungen schafft, die tatsächlich realisierbar sind und mit denen alle Seiten „arbeiten“ können. Andererseits müsse man den Anspruch verfolgen, nicht nur zu betreuen, sondern endlich wieder Bildungs- und Erziehungsarbeit leisten zu können, um die Kinder auf ihrem Weg zu „mündigen“ und verlässlichen Menschen zu begleiten, die unsere Zukunft und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von morgen abbilden.
Dass diese beiden Zielsetzungen unmittelbar miteinander verwoben sind, soll auch der Landesregierung verdeutlicht werden. Ein gemeinsam formulierter Appell soll hierzu dienen, an dem nicht nur die Kita-Leitungen und die drei Unternehmer beteiligt sind. Auch die restlichen Bürener Unternehmen sollen mit ins Boot geholt werden.
„Die Regierungsgebäude sind zwar nicht leicht zu durchdringen, jedoch ist es eine schöne Botschaft, dass hier Menschen proaktiv handeln, sich vernetzen und konstant daran arbeiten, ein Bewusstsein für eine so wichtige Thematik zu schaffen, um ein Umdenken zu bewirken“, schließt der Bürgermeister.