Nahe beim Markt steht die Sakramentskapelle, ein Jugendwerk des berühmten Barockarchitekten Johann Conrad Schlaun aus dem frühen 18. Jahrhundert.
Die lateinische Portalinschrift sagt, der Paderborner Domprobst Freiherr von Asseburg habe den Bau „zu Ehren des ehrwürdigen Sakraments und zur Wiederbelebung der Erinnerung an das eucharistische Wunder“ errichten lassen, „das an dieser Stelle gegen die Juden im Jahr 1337 vollbracht wurde.“ Nach einer noch im 20. Jahrhundert in Wort und Schrift erzählten Legende hatte ein hier lebender Jude eine christliche Magd veranlasst, ihm eine konsekrierte Hostie zu bringen. Die dann von dem Juden geschändete Hostie blutete, der Frevel wurde entdeckt, die Schuldigen wurden bestraft.
Den tatsächlichen historischen Sachverhalt gibt die im Jahr 2006 rechts vom Portal der Kapelle angebrachte Tafel wieder: Bürener Bürger hatten Juden ermordet. Dafür wurden sie 1292 vom Fürstbischof mit einer Geldstrafe zum Bau einer Sühnekapelle belegt. Erst 1337 tauchte die Legende vom Hostienfrevel auf. Es handelte sich also um eine nachträgliche Verdrehung einer Mordtat an Juden in eine Freveltat von Juden.
Derartige Legenden waren im Mittelalter weit verbreitet. Sie lieferten die Begründung für antijüdisch gefärbte Wallfahrten, aber auch den Vorwand für Diskriminierung, Vertreibung und Ermordung von Juden.
Die jetzige Kapelle ist die dritte an dieser Stelle. Die vorausgegangene war 1666 einem Stadtbrand zum Opfer gefallen.
(Text: Heinrich Sprenger 2013)